Ärzte Zeitung, 27.06.2003

Cabernet-Sauvignon- und Tannat-Weine schützen das Herz am besten

Von Philipp Grätzel von Grätz

“Der  Wein,  den  wir  hier  trinken,  ist  der  gesündeste  Wein  der  Welt.”  Dr.  Roger  Corder  ist  sich  seiner  Sache  ziemlich sicher. Wäre es anders, hätten wir uns wohl auch nicht ausgerechnet hier getroffen. Die “Bar Gascon” liegt am Rande des Londoner Bankenviertels City of London. Nebenan ist das William Harvey-Institut  für  Kreislaufforschung.  Dort  arbeitet  Corder,  und  dort  hat  er  vor  anderthalb  Jahren  eines  jener  seltenen  Experimente  gemacht,  die  der  Traum  eines  jeden  Forschers  sind  –  einfach,  elegant  und  mit  wunderbar  klarem  Ergebnis. 28  Weine  hatte  er  damals  eingekauft.  28  Weine  für  28  Petrischalen,  in  denen  er  zuvor  Blutgefäßzellen  von  Rindern  angezüchtet  hatte.  Was  ihn  interessierte,  war  das  von  den  Endothelzellen  produzierte  Hormon  Endothelin, der stärkste bekannte Gefäßverenger im Organismus. Nicht jeder Rotwein schützt die Herzkranzgefäße Daß  ein  bestimmter  Bestandteil  von  Rotwein,  die  Polyphenole,  bremsend  auf  die  Produktion  von  Endothelin  wirken  können,  war  damals  schon  bekannt.  Die  Fragen  lauteten:  Haben  alle  Polyphenole  diese  Wirkung?  Und:  Schützt Rotwein deswegen die Blutgefäße? Corders  Experiment  war  nicht  nur  elegant,  sondern  es  hatte  auch  noch  einen  eindeutigen  Sieger,  der  die  Endothelinsynthese  stärker  hemmte  als  alle  anderen:  Er  steht  vor  uns  auf  dem  Tresen  der  “Bar  Gascon”,  ein  Madiran  “Cuvée  Charles  de  Batz”,  hergestellt  aus  Tannat-Trauben  und  angebaut  in  der  südwestfranzösischen  Weinregion  Gascogne.  Er  ist  dunkel  und  sehr,  sehr  trocken,  ein  Wein,  zu  dem  man  sich  Brot  oder  ein  Glas  Wasser wünscht. Auch die Cabernets haben in Corders Experiment gut abgeschnitten. Kalifornische Weine landeten im Mittelfeld, Australier  bildeten  zusammen  mit  weißen  und  Rosé-Weinen  die  Schlußlichter  im  Wettstreit  um  die  beste  Endothelinblockade. Traubenschalen und Kerne müssen bis zum Schluß mitgären “Die Tannat-Traube ist der Cabernet-Sauvignon verwandt, doch viel reicher an Polyphenolen”, sagt Corder. Das schlechte Abschneiden der hellen Weine hatte Corder erwartet: Polyphenolhaltig sind vor allem die Haut und die Kerne  der  Trauben,  die  nur  beim  Rotwein  bis  zum  Schluß  mitfermentiert  werden.  Die  krassen  Unterschiede  zwischen den einzelnen Rotweinen aber waren es, die ihn damals elektrisierten. In  den  anderthalb  Jahren,  die  vergangen  sind,  seit  Corder  seine  Ergebnisse  in  der  Zeitschrift  “Nature”  präsentierte,  hat  er  versucht,  diesen  Rohdaten  ein  System  zu  geben.  Er  hat  mit  dutzenden  Winzern  auf  der  ganzen Welt gesprochen und sich erklären lassen, wie sie ihren Rotwein herstellen. Und er hatte dabei immer die widersprüchlichen  Studien  aus  der  Kreislaufmedizin  im  Kopf,  die  dem  Glas  Rotwein  am  Abend  mal  eine  lebensverlängernde   Wirkung   zusprechen   und   dann   wieder   keinen   Unterschied   finden   zwischen   Rotwein,   Weißwein und Bier. “Die  Trauben  sind  wichtig,  aber  genauso  die  Verarbeitung  der  Trauben.  Die  Weine,  die  bei  uns  schlecht  abgeschnitten  haben,  hatten  meist  nur  Gärzeiten  von  vier  bis  fünf  Tagen.  In  den  traditionellen  Weinregionen  Frankreichs, und insbesondere bei den Weinen, die die Endothelinsynthese am stärksten blockieren, betragen sie aber  bis  zu  drei  Wochen”.  Neun  bis  zehn  Tage  sollten  es  sein,  schätzt  Corder,  um  die  Polyphenole,  auf  die  es  ankommt, aus den Kernen heraus zu bekommen. Corders  Erklärung  für  das  French  paradox  –  Menschen  in  Südfrankreich  erkranken  seltener  an  KHK  als  Menschen  in  anderen  Industrienationen,  obwohl  sie  sich  üppiger  und  fettreicher  ernähren  –  bemüht  also  eine  Mischung  aus  Auswahl  der  Trauben  und  Fermentierungstechnik.  Nicht  Rotweine  oder  Polyphenole  an  sich  schützen demnach vor Herz-Kreislauferkrankungen, sondern jene Polyphenole, die aus Trauben wie Tannat oder Cabernet  Sauvignon  nach  längerer  Gärung  freigesetzt  werden.  Die  optimale  Kombination  beider  Faktoren  finde  man in Südwestfrankreich, genau in jenen Regionen, wo das French paradox ursprünglich beschrieben wurde.

Weil er von seiner Hypothese überzeugt ist, ist Corder extrem skeptisch, wenn er Kollegen zuhört, die sagen, ein Glas Wein am Abend sei gesundheitsfördernd. “Das Schlimmste wäre, wenn unsere Patienten denken ‘Rotwein ist  ja  gesund’  und  dann  irgendwelche  roten  Weine  trinken,  die  zwar  den  schädlichen  Alkohol,  aber  keine  schützenden Polyphenole enthalten”. Corders Lösung sieht anders aus: Er will noch genauer herausarbeiten, welche Polyphenole in Weinen so günstig auf  Blutgefäße  wirken.  Vielleicht,  so  seine  Hoffnung,  könnte  man  daraus  dann  Nahrungsergänzungsstoffe  herstellen und damit auf den lästigen Alkohol ganz verzichten.

Gesundheitsfördernde Verbindungen

Länger leben mit dem »richtigen« Rotwein. Weine weisen je nach Herkunft unterschiedlich hohe Anteile gesundheitsfördernder Verbindungen auf. Wie britische Forscher berichten, schwankt die Konzentration der Polyphenole im Wein von Anbaugebiet zu Anbaugebiet. Frühere Studien hatten bereits vor allem Rotwein bei mäßigem Konsum eine Wirkung bei der Vorbeugung von Herzerkrankungen und Durchblutungsstörungen zugeschrieben. Am höchsten ist der Anteil von Polyphenole in Weinen aus dem südwestfranzösischen Département Gers und aus der Provinz Nuoro auf der italienischen Insel Sardinien. Beide Gegenden sind laut dem Bericht für die Langlebigkeit ihrer Bewohner bekannt. In ihrem Test hätten die Forscher endotheliale Zellen benutzt, die in Arterien zu finden sind, schreibt Robert Corder vom Queen Mary’s William Harvey Research Institute in London. Sie fanden dabei die am stärksten aktive Gruppe aus der Polyphenol-Familie, die Procyanidine. In Weinen aus dem Gers und von Sardinien war deren Konzentration teilweise zwischen fünf- und zehnmal höher als in Tropfen aus Anbaugebieten in Australien, Südafrika oder den USA. Das Geheimnis beider Weine liegt laut dem Bericht möglicherweise in ihrer traditionellen Anbau- und Verarbeitungsweise. Diese führe dazu, dass die Procyanidine im größtmöglichen Maße im Rebsaft erhalten blieben, erklärte Corder. Im Département Gers werde für den dortigen Wein zudem fast ausschließlich die eher seltene Tannat-Rebsorte benutzt, die einen hohen Anteil des Stoffes enthalte. „Dies könnte die starke Verbindung zwischen dem Konsum von Tannin-Weinen mit generell guter Gesundheit erklären, die in einer längeren Lebenserwartung zum Ausdruck kommt.“

 

Traditioneller Rotwein schützt vor hohem Blutdruck

Tannat-Trauben enthalten mehr Procyanidine. Traditionell gekelterter französischer Rotwein senkt den Blutdruck sehr effektiv und beugt damit der Arterienverkalkung vor. Das berichten Forscher um Roger Corder von der Queen Mary Universität in London im Journal “Nature”. Ursache des Effekts sind die so genannten Polyphenole zurück. Zu diesen Substanzen gehören unter anderem Gerb- und Farbstoffe, die auch zum Geschmack des Weins beitragen. Die britischen Forscher haben nun jene Polyphenole identifiziert, die für den Schutz der Arterien verantwortlich sind. Es handle sich dabei um so genannte Procyanidine, die bis zu 50 Prozent aller im Wein enthaltenen Polyphenole ausmachen. Die Forscher wiesen in Laborversuchen nach, dass die Procyanidine die Herstellung eines gefäßverengenden Eiweißes Endothelin-1 unterdrücken. Die genaue Wirkweise der Substanzen im Körper müsse nun im Detail untersucht werden. Corder errechnete aber, dass pro Tag ein Viertelliter eines Weins mit viel Procyanidin bereits den Blutdruck senke. Hoher Blutdruck schädigt die Innenwand der Arterien ist einer der Risikofaktoren für Arterienverkaltung.

Es stellte sich heraus, dass Weine aus zwei kleinen Regionen in Südwestfrankreich und in Sardinien bis zu vier Mal mehr Procyanidine enthielten als andere, heißt es in “Nature”. Tatsächlich waren dies auch jene Regionen, in denen die Menschen auffallend alt wurden, berichten die Forscher weiter. Besonders viele Procyanidine sind in Traubenkernen enthalten. Bei der traditionellen Weinherstellung, wie sie in diesen beiden Regionen gepflegt wird, würden die Trauben zusammen mit den Kernen und den Schalen für drei bis vier Wochen vergoren, erklärt Corder. Das ließe genug Zeit für eine vollständige Extraktion der Procyanidine. Moderne Weine hingegen vergärten höchstens eine Woche, wobei der Traubenschale vor allem die Farbe entzogen werde. Außerdem sei die in Südfrankreich vorrangig verwendete Traube mit dem Namen Tannat sehr reich an diesen gesundheitsfördernden Substanzen. Die traditionelle Weinherstellung sei aufwendiger und teurer als moderne Verfahren und daher heute wenig verbreitet, ergänzte Corder.

 

Original verfügbar unter: https://www.manager-magazin.de/lifestyle/fitness/a-451313.html

  1. Dezember 2006

Rotwein tut gut

Französischer Rotwein senkt den Blutdruck und beugt damit der Arterienverkalkung vor. Das funktioniert allerdings nicht bei allen Weinen roter Farbe, es muss schon traditionell gekelterter Wein aus ganz bestimmten Regionen sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Gruppe von Forschern der Queen Mary Universität in London.

London – Traditionell gekelterter französischer Rotwein senkt den Blutdruck sehr effektiv und beugt damit der Arterienverkalkung vor. Das berichtet eine Gruppe um Roger Corder von der Queen Mary Universität in London im Journal “Nature” (Band 444, Seite 566).

Rotwein: Kann bei Bluthochdruck helfen

Die Wissenschaftler führen den Effekt, dass traditionell gekelterter französischer Rotwein den Blutdruck senkt, auf die so genannten Polyphenole zurück. Zu diesen Substanzen gehören unter anderem Gerb- und Farbstoffe, die auch zum Geschmack des Weins beitragen. Die britischen Forscher haben nun jene Polyphenole identifiziert, die für den Schutz der Arterien verantwortlich sind. Es handle sich dabei um so genannte Procyanidine, die bis zu 50 Prozent aller im Wein enthaltenen Polyphenole ausmachen.

Die Forscher wiesen in Laborversuchen nach, dass die Procyanidine die Herstellung eines gefäßverengenden Eiweißes, des Endothelin-1, unterdrücken. Die genaue Wirkweise der Substanzen im Körper müsse nun im Detail untersucht werden. Corder errechnete aber, dass pro Tag ein Viertelliter eines Weins mit viel Procyanidin bereits den Blutdruck senke. Hoher Blutdruck schädigt die Innenwand der Arterien ist einer der Risikofaktoren für Arterienverkaltung.

Im nächsten Schritt prüften Corder und seine Kollegen, ob der Wein seine schützende Wirkung auch außerhalb des Labors entfaltet. Dazu verglichen sie die Procyanidin-Konzentration verschiedener Weinsorten mit dem Lebensalter der Menschen in der Ursprungsregion dieser Weine.

Dabei stellte sich heraus, dass Weine aus zwei kleinen Regionen in Südwestfrankreich und in Sardinien bis zu vier Mal mehr Procyanidine enthielten als andere, heißt es in “Nature”. Tatsächlich waren dies auch jene Regionen, in denen die Menschen auffallend alt wurden, berichten die Forscher weiter.

Besonders viele Procyanidine sind in Traubenkernen enthalten. Bei der traditionellen Weinherstellung, wie sie in diesen beiden Regionen gepflegt wird, würden die Trauben zusammen mit den Kernen und den Schalen für drei bis vier Wochen vergoren, erklärt Corder. Das ließe genug Zeit für eine vollständige Extraktion der Procyanidine. Moderne Weine hingegen vergärten höchstens eine Woche, wobei der Traubenschale vor allem die Farbe entzogen werde.

Zudem sei die in Südfrankreich vorrangig verwendete Traube mit dem Namen Tannat sehr reich an diesen gesundheitsfördernden Substanzen. Die traditionelle Weinherstellung sei aufwendiger und teurer als moderne Verfahren und daher heute wenig verbreitet, ergänzte Corder.

 

Nummer: 12-2003, Ausgabe D. Seite 10

Wein & Gesundheit: Herzensangelegenheit

Wenn ein Wein gut für Herz und Kreislauf sein soll, dann sind Gärzeit und Weinbereitung ebenso wichtig wie die Traube. Das beweist eine neue Studie. «Der Wein, den wir hier trinken, ist der gesündeste der Welt.» Dr. Roger Corder ist sich seiner Sache sicher. Er sitzt in der Londoner Weinbar «Gascon» nahe dem William-Harvey-Institut für Kreislaufforschung. Dort arbeiteten er und sein Team an einem Experiment, das erstmals die Wechselwirkung der Rebsorte und deren Vinifizierung auf das Gefässsystem untersuchte. Das Ergebnis liegt vor ihm auf dem Tisch, es könnte die Lösung sein für das French Paradox (siehe Kasten). Roger Corder und  seine  Kollegen  haben  28  Weiss-,  Rot  und  Roséweine  entkorkt  und  etwas  davon  in  kleine  Glasschalen  gegossen.  Der Alkohol  wurde  davor  durch  Erwärmung  entfernt.  In  die  28  Schalen  legten  sie  dann  Blutgefässzellen.  Die  stammen  von  Rindern,  doch  bei  den  Gefässen  sind  die  Unterschiede  zum  Menschen  gering.  Das  Team  interessierte  ein  Hormon  namens  Endothelin,  das  die  Blutgefässe  stark  verengt  und  dadurch  den Blutdruck steigen lässt. «Dies ist entscheidend bei der Gefässverkalkung», sagt Corder. Sein Experiment überraschte mit einem eindeutigen Sieger: die Madiran Cuvée Charles de Batz, hergestellt aus Tannat-Trauben  und  angebaut  in  der  südwestfranzösischen  Weinregion  Gascogne.  Sie  ist  dunkel  und  voller  Tannin.  Ein  Wein,  zu  dem  man  sich  ein  Glas  Wasser  wünscht.  Stark  wie  kein  anderer,  hemmte  er  die  Endothelinsynthese.  Damit  zeigt  die  Studie:  Nicht  Rotwein  an  sich  schützt  vor  Herzerkrankungen,  sondern  Inhaltsstoffe, die bei Trauben wie Tannat oder Cabernet Sauvignon nach längerer Gärung freigesetzt werden. Die optimale  Kombination  der  Faktoren  Traube  und  Weinbereitung  finde  man  in  Südwestfrankreich,  in  jenen  Regionen, wo das French Paradox beschrieben wurde. Corder  hat  mit  Dutzenden  Winzern  gesprochen:  «Die  ungesündesten  Weine  hatten  Gärzeiten  von  vier  bis  fünf  Tagen.  In  Südfrankreich,  bei  den  Weinen,  die  die  Endothelinsynthese  blockierten,  betrugen  sie  bis  zu  drei  Wochen.»  Die spannendste Frage ist allerdings: Wie kann der Verbraucher gesunden Wein erkennen? Corder ist vorsichtig: «Am ehesten  sind  es  schwere,  gerbsäurehaltige  Weine,  dunkle  Rote,  zu  denen  man  unbedingt  etwas  zu  essen  braucht.»

 

Original: https://doktorwein.at/downloads/wissenschaft/Nature.pdf

Red wine procyanidins and vascular health

  1. Corder, W. Mullen, N. Q. Khan, S. C. Marks, E. G. Wood, M. J. Carrier & A. Crozier

Nature volume 444, page 566 (2006) https://www.nature.com/articles/444566a

Abstract: Regular, moderate consumption of red wine is linked to a reduced risk of coronary heart disease and to lower overall mortality1, but the relative contribution of wine’s alcohol and polyphenol components to these effects is unclear2. Here we identify procyanidins as the principal vasoactive polyphenols in red wine and show that they are present at higher concentrations in wines from areas of southwestern France and Sardinia, where traditional production methods ensure that these compounds are efficiently extracted during vinification. These regions also happen to be associated with increased longevity in the population.

 

Published: 20 December 2001

Endothelin-1 synthesis reduced by red wine

Roger Corder, Julie A. Douthwaite, Delphine M. Lees, Noorafza Q. Khan, Ana Carolina Viseu dos Santos, Elizabeth G. Wood & Martin J. Carrier

Nature volume 414, pages63–864 (2001)

Red wines confer extra benefit when it comes to preventing coronary heart disease.

Abstract: Statistical evidence of reduced coronary heart disease in areas of high wine consumption has led to the widespread belief that wine affords a protective effect1,2. Although moderate drinking of any alcohol helps to reduce the incidence of coronary heart disease3,4, there is no clear evidence that red wine confers an additional benefit5. Here we show that red wines strongly inhibit the synthesis of endothelin-1, a vasoactive peptide that is crucial in the development of coronary atherosclerosis6. Our findings indicate that components specific to red wine may help to prevent coronary heart disease.

 

30.11.2006

Man muss nur das Richtige trinken

Alt werden mit Chateau Polyphenol? Das Département Gers im Süden Frankreichs war hierzulande bisher nur dafür bekannt, dass hier der Musketier D’Artagnan seine Jugend verbracht hat. Das könnte anders werden. Denn die Tannat-Rotweinrebe, die in diesem dünn besiedelten Landstrich gekeltert wird, hat eine ganz besondere Eigenschaft: Sie ist ein Lebenselixier. Britischen  Forschern  war  aufgefallen,  dass  die  Menschen  in  dieser  Region  –  übrigens  auch  auf  Sardinien  –  besonders  alt  werden  und  dabei  gern  ein  Gläschen  Rotwein  genießen.  Jetzt  haben  sie,  wie  die  Zeitschrift  “Nature” berichtet, einen Zusammenhang zwischen der Lebenserwartung und dem Getränk hergestellt. Die  entscheidende  Rolle  bei  diesem  flüssigen  Jungbrunnen  spielen  die  sogenannten  Polyphenole  –  Farb-,  Geruchs-  und  Geschmacksstoffe,  von  denen  wir  nie  zuvor  gehört  haben.  Wissenschaftliche  Publikationen  schreiben ihnen wahre Wunderwirkungen zu: Mal beugen sie Zahnfleischentzündungen vor, mal schützen sie vor Sonnenbrand, mal fördern sie das Abnehmen. Und jetzt sollen sie im Rotwein auch den Blutdruck senken! Das  Geheimnis  dieses  besonderen  Tropfens  lautet:  zurück  zu  den  Ursprüngen.  Nur  wenn  der  Wein  traditionell  gekeltert  wird,  also  die  Trauben  zusammen  mit  Kernen  und  den  Schalen  für  drei  bis  vier  Wochen  vergoren  werden, kommen die Polyphenole zum Tragen. Und in der Tannat-Traube sind besonders viele davon enthalten. Bei der Floskel “Alter Säufer” bekommt das Attribut “Alt” plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Auch die Weisheit “Es  gibt  mehr  alte  Säufer  als  alte  Ärzte”  erscheint  in  einem  völlig  anderen  Licht.  Fragen  Sie  doch  mal  den  Weinhändler  Ihres  Vertrauens,  ob  er  einen  Chateau  Montusoder  Bouscassémit  vielen  Polyphenolen  parat  hat.  Und  dann  nichts  wie  ran:  Ein  Viertelliter  pro  Tag  soll  bereits  den  Blutdruck  senken.  Ihre  Familie  und  Ihr  Arbeitgeber werden es Ihnen danken, wenn Sie beschwingt zu Werke gehen. Ach  ja:  Auch  der  Verfasser  dieser  Zeilen  träumt  gerade  von  einem  schönen  Glas  Rotwein.  Wie  sagte  doch  der  große Schweizer Dichter Gottfried Keller: “Manchmal habe ich so das Gefühl, eine Pulle Wein sei mehr wert als die ganze Dichterei . . .”

 

30.11.2006

Mit Rotwein lebt man gesünder

Französischer Rotwein beugt der Arterienverkalkung vor. Traditionell   gekelterter   französischer   Rotwein   senkt   den   Blutdruck   sehr   effektiv   und   beugt   damit   der   Arterienverkalkung vor. Das berichtet eine Gruppe um Roger Corder von der Queen Mary Universität in London im  Journal  „Nature“  (Bd.  444,  S.  566).  Hoher  Blutdruck  schädigt  die  Innenwand  der  Arterien  und  ist  einer  der  Risikofaktoren für Arterienverkalkung. Wissenschaftler  führen  diesen  Effekt  auf  die  sogenannten  Polyphenole  zurück.  Zu  diesen  Substanzen  gehören  unter  anderem  Gerb-  und  Farbstoffe,  die  auch  zum  Geschmack  des  Weins  beitragen.  Die  britischen  Forscher  haben nun jene Polyphenole identifiziert, die für den Schutz der Arterien verantwortlich sind. Es handle sich dabei um  so  genannte  Procyanidine,  die  bis  zu  50  Prozent  aller  im  Wein  enthaltenen  Polyphenole  ausmachen.  Die  Forscher  wiesen  in  Laborversuchen  nach,  daß  die  Procyanidine  die  Herstellung  eines  gefäßverengenden  Eiweißes, des Endothelin-1, unterdrücken. Die genaue Wirkweise der Substanzen im Körper müsse nun im Detail untersucht werden. Corder errechnete aber, daß pro Tag ein Viertelliter eines Weins mit viel Procyanidin bereits den Blutdruck senke. Älter werden mit hoher Procyanidin-Konzentration Im nächsten Schritt prüften Corder und seine Kollegen, ob der Wein seine schützende Wirkung auch außerhalb des  Labors  entfaltet.  Dazu  verglichen  sie  die  Procyanidin-Konzentration  verschiedener  Weinsorten  mit  dem  Lebensalter der Menschen in der Ursprungsregion dieser Weine. Dabei stellte sich heraus, daß Weine aus zwei kleinen Regionen in Südwestfrankreich und in Sardinien bis zu vier Mal mehr Procyanidine enthielten als andere, heißt es in „Nature“. Tatsächlich waren dies auch jene Regionen, in denen die Menschen auffallend alt wurden, berichten die Forscher weiter. Besonders viele Procyanidine sind in Traubenkernen enthalten. Bei der traditionellen Weinherstellung, wie sie in diesen beiden Regionen gepflegt wird, würden die Trauben zusammen mit den Kernen und den Schalen für drei bis vier Wochen vergoren, erklärt Corder. Das ließe genug Zeit für eine vollständige Extraktion der Procyanidine. Moderne  Weine  hingegen  vergärten  höchstens  eine  Woche,  wobei  der  Traubenschale  vor  allem  die  Farbe  entzogen werde. Zudem sei die in Südfrankreich vorrangig verwendete Traube mit dem Namen Tannat sehr reich an  diesen  gesundheitsfördernden  Substanzen.  Die  traditionelle  Weinherstellung  sei  aufwendiger  und  teurer  als  moderne Verfahren und daher heute wenig verbreitet, ergänzte Corder.

 

29.11.2006

Studie: Länger leben mit dem richtigen Rotwein 

Im Rotwein enthaltene Polyphenole wirken entzündungshemmend und beugen Krebs und Herzerkrankungen vor. Dabei kommt es aber auf die Konzentration an. Hohe Polyphenolanteile haben nur Weine aus ganz bestimmten Regionen, haben Forscher nachgewiesen. Na, denn Prost! Täglich ein paar Gläser Rotwein als lebensverlängernde Maßnahme London – Britische Forscher berichten im Wissenschaftsblatt „Nature“ berichten, dass die Konzentration so genannter Polyphenole im Wein von Anbaugebiet zu Anbaugebiet schwankt. Frühere Studien hatten bereits vor allem Rotwein bei mäßigem Konsum eine Wirkung bei der Vorbeugung von Herzerkrankungen und Durchblutungsstörungen zugeschrieben.  Am  höchsten  ist  der  Anteil  von  Polyphenolen  in  Weinen  aus  dem  südwestfranzösischen  Département  Gers  und  aus  der  Provinz  Nuoro  auf  der  italienischen  Insel  Sardinien.  Beide  Gegenden  sind  laut  dem  Bericht  für  die  Langlebigkeit ihrer Bewohner bekannt.  In  ihrem  Test  hätten  die  Forscher  endotheliale  Zellen  benutzt,  die  in  Arterien  zu  finden  sind,  schreibt  Robert  Corder vom Queen Mary’s William Harvey Research Institute in London. Sie fanden dabei die am stärksten aktive Gruppe  aus  der  Polyphenol-Familie,  die  Procyanidine  genannt  werden.  In  Weinen  aus  dem  Gers  und  von  Sardinien war deren Konzentration teilweise zwischen fünf- und zehnmal höher als in Tropfen aus Anbaugebieten in Australien, Südafrika oder den USA.  Das   Geheimnis   beider   Weine   liegt   laut   dem   Bericht   möglicherweise   in   ihrer   traditionellen   Anbau-   und   Verarbeitungsweise.  Diese  führe  dazu,  dass  die  Procyanidine  im  größtmöglichen  Maße  im  Rebsaft  erhalten  blieben,  erklärte  Corder.  Im  Département  Gers  werde  für  den  dortigen  Wein  zudem  fast  ausschließlich  die  eher  seltene Tannat-Rebsorte benutzt, die einen hohen Anteil des Stoffes enthalte. „Dies könnte die starke Verbindung zwischen  dem  Konsum  von  Tannin-Weinen  mit  generell  guter  Gesundheit  erklären,  die  in  einer  längeren  Lebenserwartung zum Ausdruck kommt.“